Zum Hauptinhalt springen

Rückblick

...auf den Spirituellen Sommer 2020

Im Rahmen des Spirituellen Sommers 2020 haben vielfältige Veranstaltungshöhepunkte und Impulse zu den spirituellen Qualitäten von Wasser stattgefunden: Zur Eröffnung am 6. Augustin der Kirche St. Alexander in Schmallenberg traten der Musiker Bernward Koch und die Musikwissenschaftlerin und WP-Kulturredakteurin Dr. Monika Willer in einen musikalisch-philosophischen Dialog zum Thema Wasser.
Außerdem: Drei Wochenenden mitKunst zum Mitmachen mit dem Kölner Künstler Frank Bölter am Hennesee, der „Wasserkoffer“, ein reisendes Kunstprojekt der Textilkünstlerin Katharina Krenkel, ein Konzert der Philharmonie Südwestfalen in Grevenbrück am 9. September, ein Abend mit dem Ney-Trio in der Abteikirche in Meschede am 25. Septemberein Konzert mit demEnsemble Santiago in der Ev. Stadtkirche in Brilon am 19. September sowie zwei Vorträge von Dr. Klaus Lanz (International Water Affairs) und Philipp Günther (Misereor) zur Frage zu unserer Verantwortung für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser am 9. Oktober und 17. September in der Liebfrauen Kirche in Arnsberg u.v.m. Der Spirituelle Sommer 2020 endete mit dem Abschluss am 11. Oktoberin der St. Blasius Kirche Westfeld.

Für die kuratorische Beratung bedanken wir uns bei Frau Dr. Andrea Brockmann (Städtische Museen und Galerien Paderborn).



Spiritueller Sommer 2020

Impressionen

Eröffnung des Spirituellen Sommers 2020

Auftaktveranstaltung in der St. Alexander Kirche

Passend zum Leitthema wurde die Veranstaltungsreihe am 06. August mit einer Betrachtung der vielfältigen Beziehungen von Wasser und Musik von der Musikwissenschaftlerin und WP-Kulturredakteurin Dr. Monika Willer und einem vom Element Wasser inspirierten kleinen Konzert des renommierten Musikers und Komponisten Bernward Koch (Piano, Synthesizer, Bells) und seinen Begleitmusikern Christiane Böhm (Querflöte, Piccolo, Oceandrum), Christoph Koch (12-saitige Gitarre, Percussion), Moritz Koch (E-Gitarre, Keyboard, Percussion, Synthesizer) in der St. Alexander Kirche in Schmallenberg eröffnet. Die Musik, mit der der Sauerländer Bernward Koch vor allem in den USA große Erfolge feiert, zeichnet sich vor allem durch Harmonik und Melodik aus: Hauptinstrument ist das Klavier, ergänzt werden seine Arrangements mit Querflöte, Synthesizer, Gitarren, Bass und Percussion aus aller Welt. Die TeilnehmerInnen konnten sich auf Klangwelten und musikalisch-philosophische Gedanken zum Thema Wasser, auf gute Gespräche und mehr an einem schönen Sommerabend freuen. 


Philharmonie Südwestfalen

"Wasserspiele"

Einer der Höhepunkte des Spirituellen Sommers 2020 zum Element Wasser war ein Konzert der Philharmonie Südwestfalen in Grevenbrück, dirigiert u.a von Tim Hüttemeister aus Elspe, Absolvent des Orchesterleitungsklasse der Hochschule für Musik in Detmold. Die Philharmonie Südwestfalen, die Hochschule für Musik Detmold und der Spirituelle Sommer wagten in ihrer ersten Kooperation zu dritt den musikalischen Sprung ins Wasser. In einem Orchesterkonzert mit der Philharmonie Südwestfalen unter Leitung von Tim Hüttemeister, Mareike Jörling, Richard Kirchbaum Julian Wolf und Lukas Ziesché, DirigentInnen der Orchesterleitungsklasse von Prof. Florian Ludwig an der Hochschule für Musik Detmold, wurde die Schützenhalle in Grevenbrück zum sauerländischen Binnenmeer. Denn Wasser ist nicht nur ein Lebens-, sondern auch ein Inspirationsquell für Geschichtenerzähler und Komponisten. Ihre Musik spiegelt das Wogen des Meeres, das Plätschern der Bäche oder ganze Flussläufe wider. Werke wie Smetanas klangschöne und mitreißende Moldau und Ausschnitte aus Beethovens die Natur bestaunende Pastorale entführten die ZuhörerInnen für zwei Stunden in ein musikalisches Wasser-Reich. Für Tim Hüttemeister aus Elspe war der Abend zudem ein „Heimspiel“. Im Rahmen seines Studiums an der Hochschule für Musik Detmold kehrte er mit seinem Auftritt nach Lennestadt zurück, wo seine musikalische Entwicklung beim Musikverein Elspe und in der Chorjugend Grevenbrück begonnen hat. Zusammen mit seinen vier KollegInnen steht er für eine junge Sicht auf die klassischen Werke. Da lag es nahe, dass die Veranstalter mit finanzieller Unterstützung des Stadtmarketings Lennestadt und der Sparkasse ALK dafür gesorgt haben, dass die Karten für SchülerInnen und Studierende reduziert werden konnten. Zu hören waren: Suite aus der Wassermusik (Georg Friedrich Händel), Two pieces for small orchestra (Frederick Delius), Symphonie marine (Jacques Ibert): Szene am Bach aus Sinfonia pastorale (Ludwig van Beethoven) und Vlatva/Die Moldau (Bedrich Smetana).

Das Konzert wurde unterstützt von der Sparkasse ALK, der Stadt Lennestadt, dem Stadtmarketing Lennestadt, der Hochschule für Musik Detmold, dem Ministerium für Kultur und dem Schützenverein Grevenbrück.


Kunstprojekt mit Frank Bölter

Ein Auto ist ein Schiff ist ein Haus. Im Papierschiff auf dem Hennesee

Leben ist Veränderung. Ein Blatt Papier kann alles sein, wenn man es faltet, knickt, richtig dreht und wendet. Vielleicht ein Auto, ein Boot, ein Haus – warum nicht gleich alles zusammen? Mit dem Papierschiff bis ans Ende der Welt? Für Künstler Frank Bölter ist Scheitern Teil des Projekts, der Moment entscheidend. Ein Papierhaus ist nichts für die Ewigkeit, eine Weltreise im Papierschiff wahrscheinlich unmöglich, ein Papierauto kein Rennwagen – muss ja nicht funktionieren, einfach so tun als ob ist fast genauso schön.

Das Projekt war einer der Höhepunkte des diesjährigen „Spirituellen Sommers“ zum Thema „Wasser“ und startete am Sonntag, 30. August, um 15.00 Uhr am Hennesee. Dort verwandelten sich 10 Quadratmeter Karton in ein lebensgroßes Auto. Das Auto wurde erst zum Dauerparker, dann eine Woche später zum Ruderclub gefahren und dort am Sonntag, 6. September, um 15.00 Uhr in ein Boot verwandelt. Mit dem Papierschiff stach Frank Bölter nach Abschluss der Bauarbeiten in – der Untergang war wahrscheinlich, aber nicht sicher. Wieder trocken wurde das Boot bewohnbar gemacht. Frank Bölter sparte sich die Hotelübernachtung und baute am Samstag, 12. September, um 15.00 Uhr auf der Terrasse des Welcome-Hotels kurzerhand sein Papierhaus auf – Übernachtung inklusive.



Mensch & Wasser – eine untrennbare Verbindung

Die spirituelle Dimension in unserem Verhältnis zu einer lebensnotwendigen Ressource, Dr. Klaus Lanz, Institut International Water Affairs, CH

Wasser ist zum Waschen da, stellt Wasserkraft bereit, befeuchtet Plantagen und Äcker, kühlt Industrieanlagen und Kraftwerke. Es ist aber auch: Symbol für Erneuerung und spirituelle Wandlung, Quintessenz alles Lebendigen, unverzichtbarer Teil von Ritualen fast aller Religionen. In praktisch allen Schöpfungsmythen steht es im Mittelpunkt. Geht man diesen Mythen nach, findet sich das Erlebnis der Verbundenheit zwischen Menschen und Wasser. Heute ist dieses Urgefühl der Verbundenheit verschüttet unter Technik, Asphalt und Digitalität. Einen Zipfel davon können wir zu fassen bekommen, und am leichtesten fällt uns das durch das Wasser. Wasser vermittelt Verbindung. Wasser erneuert unseren Körper von innen und außen. Mit dem Atem nehmen wir Wasser zu uns, das gerade noch von einem Blatt ausgeatmet wurde. In seinem Vortrag im Pfarrheim Arnsberg betrachtete der Wasserexperte Dr. Klaus Lanz vom Institut International Water Affairs in Evilard/Schweiz, die Ressource aus verschiedenen Perspektiven: Als Chemiker kennt er die Wege des Wassers, wie sie die Naturwissenschaft beschreibt. Als Umweltaktivist erlebt er die politischen Kämpfe um Gewässerschutz und Privatisierung. Über allem aber steht die durch Wasser vermittelte Gewissheit des Verbundenseins – nicht nur als spirituelle Übung, sondern als Kompass in einer gefährdeten Welt. Im Vortrag und im Gespräch lotete er an diesem Abend die Tiefen unseres Verhältnisses zu Wasser aus.


Wasser auf Reisen

Der „Wasserkoffer“ von Katharina Krenkel

„Wasser – ein wanderndes und wachsendes Altartuch“ – dieses beeindruckende Häkelkunstwerk der Künstlerin Katharina Krenkel sollte in diesem Spirituellen Sommer zu sehen sein. Corona hat das verhindert und zugleich ein neues Kunstwerk entstehen lassen. Als ob auch hier gilt: Wasser sucht sich seinen Weg. Dieses lebendige, in immerwährender Bewegung sich befindende, leben schaffende Element hat die Künstlerin Katharina Krenkel inspiriert, in der jetzigen besonderen Situation, ihr „Wasser“ in veränderter Form im Kleinen auf Reisen zu schicken. Ein Koffer voller Löschwasser (40 x 10 x 25 cm) war an verschiedenen Orten in ganz Südwestfalen im Rahmen mehrerer Veranstaltungen zu sehen. Öffnet man den Koffer, dann quillt sprudelnd, springend, fließend „Wasser“ aus dem Koffer heraus: Gehäkelte Wellen, Wasserringe in mannigfachem Farbspiel machen den ihn zu einer sprudelnden Quelle. Für „alle Durstigen“ wie die Künstlerin in einer beigefügten Flaschenpost schreibt. Wer aus der Quelle schöpft, der ist und bleibt mit dem Leben verbunden. Katharina Krenkels Wasserkoffer gibt einen inspirierenden Impuls, dem Element Wasser nachzuspüren. Als "künstlerische Botschaft" bestand zudem die Möglichkeit, den Koffer für eine eigene Veranstaltung auszuleihen. 


„WasserKlangWelten“

Konzert mit dem „Ensemble Santiago“

In „WasserKlangWelten“ tauchte das Publikum mit dem Ensemble Santiago am 19. September in der Ev. Stadtkirche Brilon ein. Die fünf MusikerInnen Annika Rink (Gesang, Gitarre und Tanz), Katharina Fendel (Flöte), Faleh Khaless (Oud - arab. Laute), Johannes Treml (Gitarre) und Christoph Oppenheimer (Perkussion) begeisterten mit Klängen der Renaissance- und Barockzeit, spanischen und südamerikanischen Tänzen sowie sehnsuchtsvollen Balladen und vereinten verschiedenste Zeiten und Kulturen durch einen betörend schönen gemeinsamen Nenner: das Wasser. Mit Kompositionen von Ana Alcaide, M.D.. Pujol, Paco de Lucia und Michael Popp waren an diesem Abend traditionelle Themen aus Kanada, Irland, den USA, Westafrika, Brasilien und Peru, aber auch Musik, die für das Wasser komponiert oder vom Wasser inspiriert wurde, zu hören. Weltmusik und detailreiche Arrangements fügen sich zusammen zu einer Liebeserklärung an die Wolken, den Regen, die Flüsse und das Meer, einer Liebeserklärung an das Element Wasser.

Sufi-Jazz-Projekt

Konzert mit dem Ney-Trio

MURAT Çakmaz Ney: Gesang, KEMAL SALMAN: klassische Gitarre, JAIME MORAGA VASQUEZ: Schlagzeug, BERIL SUN: Geige
Die Bandmitglieder stammen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen und gemeinsam stehen sie für Begegnungen und Grenzgänge zwischen Orient und Okzident – zwischen Tradition und Moderne. Mit Beril Sun (Geige) wurde das Ney-Trio bei dieser Performance zum Ney-Quartett. Mit einer unverkennbar individuellen Art von Weltmusik, mitreißenden ungeraden Rhythmen und leidenschaftlichen jazzigen Improvisationen, aber auch mit feinsinnig leisen Tönen und zarter Poesie ließen sich die Virtuosen Reichtum, Tiefe und Ausdruckskraft verschiedenster exotischer und historischer Musiktraditionen genauso unmittelbar erleben wie Freiheit, Vielschichtigkeit und Kreativität der globalisierten Musik-Gegenwart. Im Mittelpunkt des Abends standen mehrere Stücke zur Musiktradition des Sufis, die sich mit dem Element Wasser verbinden. Murat Cakmaz – einigen noch bekannt vom Abschluss des Spirituellen Sommers 2019 – gab dazu jeweils eine kurze Einführung.


Wasser für alle Menschen

Herausforderungen vor dem Hintergrund globaler Entwicklungen, Philipp Günther (Misereor)

Mehr als halbleere Stauseen, ausgetrocknete Bachläufe und Waldbrandgefahr schon im Frühjahr. Die trockenen Sommer der letzten Jahre haben uns gezeigt, wie wichtig ausreichend Wasser für uns ist. Und es wird klar: Wasser können wir nicht selbst "machen" - es ist ein Geschenk des Schöpfers. In Deutschland und anderen europäischen Ländern ist das Problem neu. Wasserprivatisierung und Wasserknappheit ist aber in vielen anderen Ländern schon immer ein großes Problem, das durch den aktuellen Klimawandel jetzt noch verstärkt wird. An diesem Abend berichtete Philipp Günther, Wasserreferent bei Misereor in Aachen über die aktuelle Situation in afrikanischen und südamerikanischen Ländern und stellte Zusammenhänge zwischen Wasserknappheit, nachhaltiger Entwicklung und Menschenrechten her. In seinem Vortrag stellte er Basiswissen zu dieser lebenswichtigen Ressource zur Verfügung und regte zum Nachdenken über die Bedeutung eines achtsameren und nachhaltigeren Umgangs an. Im Anschluss wurden bei einem gemeinsamen Austausch weitere Fragen beantwortet.


Abschluss des Spirituellen Sommers 2020

Veranstaltungsreihe endete mit Auftritt des Popchors NJoy

Corona-bedingt in einem reduzierten Format, dennoch mit über 100 Veranstaltungen in ganz Südwestfalen haben die Gäste des Spirituellen Sommers seit dem 6. August vielseitige Angebote in der Natur, in der Begegnung mit Musik und Kunst und in der Tradition der großen Weltreligionen erlebt. Am 11. Oktober endete die diesjährige Veranstaltungsreihe. Das Netzwerk „Wege zum Leben. In Südwestfalen“ lud darum alle Freunde und Freundinnen, Akteure und Unterstützer des Projekts, aber auch alle Interessierten herzlich zur Abschlussveranstaltung in die St. Blasius Kirche in Westfeld ein. Der Abend begann mit einem weiteren Auftritt des Popchors NJoy im Anschluss an dessen reguläres, bereits ausverkauftes Konzert. Unter der Leitung von Christoph Ohm lud der Chor mit Solisten und kleinen Ensembles dann nochmal zum still werden und innehalten ein. Außerdem wurde passend zum diesjährigen Leitthema „Wasser“ noch einmal der „Wasserkoffer“, ein Häkelkunstwerk der Künstlerin Katharina Krenkel, geöffnet, das bereits im Rahmen verschiedener Veranstaltungen des Spirituellen Sommers 2020 zu sehen war. Abschließend gab es einen gemeinsamen Rückblick auf die Veranstaltungsreihe sowie einen Ausblick auf das Jahr 2021 und die zukünftige Entwicklung des Netzwerkes „Wege zum Leben. In Südwestfalen.“.