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Wolkenbank

Klangskulptur von Katerina Kuznetcowa und Alexander Edisherov, 05. Juni bis 01. September 2024, Waldsofa ›Weitblick‹ am Beerenberg oberhalb von Schmallenberg-Werpe (WEG ZUR WOLKENBANK). Wolken sind eine von vielen Verbindungen zwischen Himmel und Erde. Sie sind zugleich Himmelswanderer, die leicht von Berg zu Berg, von Land zu Land, über die Meere und Walder hinwegziehen, ohne Anstrengung, ohne Verpflichtung. Das hat schon immer die Sehnsüchte der Menschen geweckt und in allen Kulturen beschreiben Lieder und Gedichte diese Beziehung.

Der Beerenberg bei Werpe ist Schauplatz eines ungewöhnlichen Kunstprojekts der Kölner Künstler Katerina Kuznetcowa und Alexander Edisherov.  Für die Wolkenbank haben die Künstler poetische Texte über die Wolken in neuen verschiedenen Sprachen ausgewählt, sprechen lassen und zu einer Klangskulptur zusammengefügt. Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, sich auf einem Waldsofa niederzulassen, den Blick in den Himmel und auf die Wolken zu richten – und der Poesie von Hermann Hesse bis Octavio Paz in wunderschöner Natur zu lauschen. Für den Standort in Werpe haben die Künstler erstmals auch Gedichte in sauerländer Mundart von Christine Koch ausgewählt.

Die Gedichte über die Wolken in acht Sprachen: GEDICHTE WOLKENBANK

 

2024 sind erstmals auch Gedichte über die Wolken in der plattdeutschen Mundart des Sauerlandes zu hören. Sprecherin ist Elisabeth Nieswand.

 

Wolken (Christine Koch, 1889-1951)

Wolken swuart, Wolken greys,

Vull van Külle, vull van Eys

Hanget üwer Sunnenried –

Dät alle Johr im Stiärwen liet.

 

Slangen, Drachen, Ungehuier,

Schieppe ohne Mast un Stuier,

Wolkensäcke, bange un swor,

Decket tau alle Johr.

 

Froihjohr: Wolkenschöpkes feyn

Tütt am Hiemmel im Sunnenscheyn,

Gatt alläine, gatt tau twäien,

Lat iäk bingen, lat iäk schäien:

 

Dünne Sleiers, güll`ne Soime,

Engelköppe, Kingerdroime,

Witte Kläier, arg verslietten,

Wolkenfetzen, sturmterrietten!

 

Wolken seyge, swiäwelgiäl:

Grelle Blitze fallet diäl,

Gewitternacht op Eren liet –

Wille Pracht op Sunnenried.

(Aus: Lesebuch von Christine Koch, zusammengestellt von Peter Bürger, Nylands Kleine Westf. Bibliothek 65, 2017)

 

RIÄNEN (Christine Koch, 1889-1951)

Riänen do biuten!

Un dai Riäne, dai singet.

Hai kloppet an de Riuten,

Of he Inlot finget:

 

Äis feyn un sachte

Ase 'n arteg Kind.

Dann raipet he: „ Wachte!

Ik hale mey 'n Wind!“

 

Niu gäiher ‘t kopphäister

Vam Hiemmel ter Eren,

De höllesken Gäister

Können ‘t  Danzen lehren.

 

De Wind hiät de Swieppe,

De Riäne kritt Hänne,

Balle hiät he ‘t im Grieppe:

Klitsch klatsch an de Wänne,

 

Klitsch klatsch in ‘t Gesichte,

Of Her udder Knecht,

Diäm läosen Wichte

Is alles recht.

 

Klitsch klatsch ‘ne ganze Stunne.

Wat ne schoinen Gesank!

Hinger ‘ Wolken de Sunne

Dai lachet sik krank.

(Aus: Lesebuch von Christine Koch, zusammengestellt von Peter Bürger, Nylands Kleine Westf. Bibliothek 65, 2017)

 

SUNNDAGMUAREN(Christine Koch, 1889-1951)

Niewwel im Grunne

Op Wiesen smal,

Muarensunne

Üwer Hütten im Dal.

 

Nachtdau blenket

Ase Edelgestäin,

Use Hiärguatt drenket

Seyn junge Grain.

 

De Klocken klinget

Üwer 't stille Feld,

Läiwerke singet:

Biu schoin is de Welt!

 

Un Sunndagesgesichter

Op 'em Kiärkenpad,

Un Sunndagesgerichter

Fiär Knecht un fiär Mad.

 

Üwer Hütten im Dale

'ne Siägensrunne,

lut 'em Hiemmelssaale

Friedenskunne.

(Aus: Lesebuch von Christine Koch, zusammengestellt von Peter Bürger, Nylands Kleine Westf. Bibliothek 65, 2017)